Quinten SG – Walensee – Walenstadtberg
Nummerierungen in Klammern wie (1) beziehen sich auf jene der Routen-Karte.
Hintergrund: Chnüsel (3)
Da kam ich des Wegs und seh's erst jetzt.
Da gibts ein Problem!
Aaaah! Es ist wieder ein stundenlanger Kampf gegen Nebel und Schnee, den ich nicht gewinnen kann. Oder doch!? Die Ostschweiz zeigt im Gegensatz zum Kanton Zürich auf der Wetterkarte eine wolkenfreie Sonne. Welch ein heiteres Bild nach den letzten grauen, fast dunklen Wandertagen. Es sei auch in den Tälern *nebelfrei – ausser im Zigerschlitz, also im Linthtal, also im Glarnertal. Aber dafür und für lange Schatten ists ja berühmt, und ich muss im Winter da nicht hin. Ein meteoprofessioneller Blick an den Uetliberg lässt mich die Schneeuntergrenze auf etwa 700 Meter schätzen. Ein niederschlag-, nebel- und schneefreier Tag im Dezember auf einem Wanderweg mit etwas Steigung ergeben zusammengefasst eine äusserst ambitionierte – wenn nicht gar unmögliche– Bedingung in der Nordostschweiz.
Da gibts eine Lösung!
Ich sehe den schadfreien Walensee. Die Nordseite ist bekannt für ihr mediterranähnliches Klima. Websurfen, abwägen, ÖV-Abfahrtszeiten an Start- und Zielort checken ... es sollte klappen. Leider kennt die Walensee'sche Schifffahrt im Winter nicht meine Wünsche und demzufolge keinen Taktfahrplan – schon gar nicht vom bevorzugen Hafen, wo gar keins fährt. So verpasse ich vor lauter Optimieren am Ende die optimale Anfahrtszeit und bin schliesslich ziemlich spät dran. Ich schwöre mir zum x-ten Mal, dass der nächste Wanderplan mit all den unzähligen Variablen spätestens am Vortag fertig gebacken ist. Aber immer kommt Wichtigeres dazwischen ...
Da gibts noch Bedenken.
Im Internet finde ich keine Webcam, die die Nordseite des Walensee, also die Südseite der Churfirsten anstarrt. Sollte sich wider meiner Einschätzung doch noch laufbehindernder Schnee an den Abhängen festkrallen, montiere ich als Barfussschuhläuferin trotz meinen selbstdiagnostizierten, leichten Spreizfüssen die schraubstockartigen Bergschuhe. Ausserdem sind meine vielen Kleiderschichten variabel austausch- und kombinierbar.
Am Ende kann ich immer noch einfach im Schiff sitzenbleiben, mich rechtsumkehrt zurück tuckern lassen und gleich wieder nach Hause fahren, wenn es nicht gemütlich aussieht. Das ist also mein Plan.
Start an der nicht ÖV-Schiffstation Quinten
* Meine Schwester A. hat mir einen wertvollen Tipp gegeben, um Nebelobergrenzen interaktiv darzustellen: www.nebelkarte.ch. Eine ausgezeichnete Idee, jedoch frage ich mich, ob ich die WebApp nicht richtig verstehe oder ob sie noch nicht ausgereift ist.
PS: Die Bildgrössenverhältnisse sind etwas inkonsistent auf dieser Seite. Ich habe es wieder einmal unbemerkt geschafft, beim Herumfingerlen an der Leica – die mich ja wie mehrfach erwähnt so professionell aussehen lässt – das Fotoformat versehentlich von 16:9 auf 4:3 zu verstellen. Natürlich ist die Kamera schuld: Der Zoom funktioniert unerklärlicherweis meist nicht mehr elektronisch, so muss ich jeweis am Objektivrad drehen, das sich gefährlich nah am Formatswitcher befindet.
Bei Grund (1)
Da! Die ersten Zeichen des mediterranen Klimas in Form der Palmen, die sich offenbar nicht um den Winter scheren.
Siten (2)
Jawoll, Walensee!
Chnüsel / Au (4)
Es ist Frühling, Leute! Ich hab' mich schon mal einer Zwiebel gleich aus den ersten Kleiderschichten geschält.
Kunst oder Kitsch im Sinne des Klimas?
Büel (5)
Die ganze Wanderung befürchte ich, dass die winterlich tiefgelegte Sonne hinter den Glarner Bergen abfällt und mich schattiert.
Bei Büelruns/Nefadina (6)
Ziemlich abfällig, muss ich sagen.
Gand / Gändli (7)
Keine Zeit um zu ruh'n, muss vor 16 Uhr am Ziel sein, wenn ich mich nicht von Dunkelheit verschlucken lassen will, ...
... oder ist es schon zu spät?
Josenhaab (8)
Vertrauenserweckend sieht anders aus.
Hinder Jose (9)
Die nächsten Kleiderschichten kommen in den Rucksack.
Wollen die Heutürme die Felstürme konkurrieren?
Josewald (10)
Die Schneeuntergrenze ist definitiv erreicht. Es gibt aber kein Zurück mehr.
Rückwärts siehts ausserdem nicht gerade erhellend aus.
Garadur (11)
Schnee? Nicht gewollt? Egal! Schön! Allerdings müssen alle Kleiderschichten wieder übergezogen werden.
Änge (12)
Blick zurück
Blick vorwärts
Büel (13)
Mein ursprünglicher Zielort dieser Wanderung, Walenstadt liegt bereits im Schatten. Will ich da wirklich zu Fuss hin? Dieser Gedanke und die fortgeschrittene – weil vertrödelte – Zeit spricht nicht dafür. Böse Gedanken von einem Ausstieg vor Erfüllung des Routenplanes tauchen auf ...
Brämli (14)
Jetzt ist der Zeitpunkt der grossen Entscheidung gekommen. Soll ich hier hinunter von der wärmenden Sonne ins kalte Schattenloch absteigen? Meine Erfahrung auf dieser Route bisher spricht dagegen. Sind doch verschneite, festgetrampelte Pfade nicht wie sie scheinen griffig, sondern eisig. Auch mit stark profilierten Schuhen ist die Chance gering, bei kurzem Abschweifen der Gedanken nicht hinzufallen oder gar einen Abhang hinunter zu purzeln.
Unten in Walenstadt siehts immer noch nicht besser aus. Kein Wunder, auch hier schreitet die Zeit fort. Ich gehe gegen einen Winterabend zu, also hinüber nach Walenstadtberg mit der Hoffnung im Herzen, dass dort der Bus in einigermassen erträglichen Zeitabständen fährt.
Brämli / Calusa (15)
Das Bänkli will keine Gäste mehr und hat sich bereits für die Nacht gerüstet.
Walenstadtberg (16)
Im Wissen, dass mir der Bus noch etwas Zeit gibt, kann ich unnötig herumfötelen.
Alte Post (17)
Auch hier sind Taktfahrpläne unbekannt. Ich habe zeitliches Glück, der Bus ist geschwind wie die Feuerwehr und fährt bereits in 20 Minuten. Eine tolle Leistung, wenn man bedenkt, dass der vorherige seit 1,5 Stunden weg ist.
Habe ich eingangs behauptet, dass ich alles abgecheckt habe? Nun, damals wusste ich noch nicht, dass ich mich früher von der Route verabschieden und nicht nach Walenstadt ins Tal laufen würde.