Regensdorf – Altberg – Killwangen AG
Nummerierungen in Klammern wie (1) beziehen sich auf jene der Routen-Karte.
Hintergrund: Würenlos Limmatbrücke (20)
Fröhliches Kuscheln der Elemente
Heute kommt mein Partner nicht mit, er erwartet wie manchmal ein Paket vom Ausland (ich werde jetzt nicht konkreter) mit irgendwelchem VR-Krimskrams oder sonst was Technologischem. Er kann sich zwar vom Paketservice ein Tracking anzeigen lassen, wo sich das Ding gerade so befindet, aber die sind nicht immer so verlässlich. Das Problem ist meistens die angegebene Auslieferung, die um mehrere Stunden (waren es nicht auch schon Tage?) falsch sein kann. Ausserdem wundere ich mich oft, was für Wege solch ein Paket nehmen kann. Auch schon machte es einen Umweg über Japan, obwohl es westlich hätte gehen müssen. Weshalb ich das erzähle? Mein Partner muss unbedingt, weil voller Erwartung, zuhause sein, damit das Paket nicht wieder zurückgeht in die Schlaufe und diesmal vielleicht über Ozeanien Anlauf nimmt.
Das bedeutet, dass ich in meiner Route frei bin und nicht nur die zwei, sondern auch die dritte Dimension ignorieren darf: die Höhe. Also muss wieder mal ein Berg her, und wenn keiner (mehr) im Kanton Zürich zu finden ist, tut's auch ein Hügel. Wegen der heute angekündigten Temperaturen ist mir das Wichtigste, dass ich mich anstrengen kann, um warm zu bleiben. Schliesslich halte ich immer wieder an zum Fötelen. Ausserdem habe ich immer noch keine warme – geschweige denn regendichte – und trotzdem leichte Jacke. Mein Rucksack ist klein, da müssen die Sachen darin gewurstet werden können. Ich komme in's Plaudern, kommen wir zur Sache:
Start an der ÖV-Station Regensdorf-Watt Bahnhof
Regensdorf (1) (2)
Ich will diesem kalten Ort – es ist ja schliesslich nicht viel über Null – nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, aber dann kann ich meinen Finger doch nicht vom Abzug lassen:
Die Gemeindeverwaltung, glaub' ich. Oder doch ein postmodernes Krematorium?
Sie streben nach Höherem.
Immer wieder begegnet man Brunnen im Dorf, dieser jedoch guckt besonders ... doof. Pinocchio?
Ich chumme nöd drus.
Bei Weidgang (3)
Nomen est omen.
Weidgang / Pfaffenbrunnen (4)
«Der Wald, immer wieder der!», höre ich denken. Weisch was? Dann guck' halt nicht hin! Es wird noch ein paar davon geben unten. Der Novembernebel ist in vieler Hinsicht mein Freund. Hast DU nichts zu verbergen?
Die Waldluft duftet in dieser Gegend teilweise besonders. Zuerst frage ich mich, was das für ein fremdes Gewächs sein könnte, aber die Flugzeuggeräusche lassen mich glauben zu wissen, dass es sich um Kerosin handelt. Auf alle Fälle riecht's ähnlich wie Benzin.
Pfaffenbrunnen / Waltershalden / Ämetshau (5)
Sooo friedlich. Naja, abgesehen vom Limmattalautobahnlärm. Den drückt es immer wieder ziemlich stark auf den Hügel, wenn kein anderer noch dazwischen liegt.
Ob Buechhölzli (6)
Die Gratwanderung – wobei man nicht wirklich von Grat sprechen, aber immerhin zuoberst längs des Gebirgsmassivs laufen kann – entpuppt sich als Ex-Wanderweg. Die Wanderwegsymbole sind überpinselt. Es scheint, von offizieller Stelle, wo die Entscheidungsträger(innen) einer Bikelobby angehören. Wo velofreie Pfade schön regelmässig festgetrampelt und jetzt im November dicht mit Falllaub ausgelegt sind, lässt sich pfeifend, hansguckindieluftmässig wandern – wenn man mal von den versteckten Wurzeln absieht. Auf den von Biker(innen) traktierten, ehemals weichfedernden Wanderpfaden muss man das Grosseschrittehüpfen beherrschen. Mir kommt's vor, als ob man die Fussgänger(innen) vom Grat drängen will.
Wenn ich das schon erwähne, kann ich gleich auch meinem Dampf der immer wieder aufköchelnden Empörung Luft machen, und das hoffentlich, ohne mich als altes Rääff outen zu müssen: Wo die Biker(innen) «fahren», gibt's schnell schlammige Löcher auf so einem Waldpfad, die sich mit Wasser füllen oder sonstwie eine Zumutung für meine blitzblanken, pinken Ballerinas sind. Das ginge ja noch, wenn sich die Biker(innen) auf diese eine Spur einigen könnten. Aber da sind die ängstlicheren, die auf die Fussspur ausweichen. Diese wiederum wurde zwecks Umgehung des Biketracksumpfes von den Wanderern vorgepfadet. Dann beginnt's wieder von vorne: Bald schon werden die umliegenden Bäume an Anzahl Jahrringen übertroffen, und es entsteht ein Kreisel.
Ach, fast noch vergessen: Die Biker(innen) erschrecken einen, jawoll!
Altberg / Ob Archrüti (7)
Ich hätt' so gern einen weichen Waldbodenpfad <seufz> ... «Ist auch wieder nicht recht.», höre ich denken.
Ob Falätschen (8)
Wie hiess die Hütte schon wieder? Schnell, schnell, bevor der Hinweis gefressen wird!
Altberg Turm (9)
Der dritte Aussichtsturm seit meiner gewandert.ch Première. Ich versuch's nicht mal, weiter als bis zur Mitte hinaufzusteigen. Ausserdem kann ich kein Foto der Aussichten schiessen, weil a) ich mich mit beiden Händen an den Geländern festklammern muss und b) es sowieso rundherum Nebel hat, der sich nicht als Meer hinlegt – glaube und hoffe ich wenigstens.
Bei Altberg Waldschenke (10)
Die Sonne übernimmt langsam aber sicher. Schliesslich bin ich ja ein paar Meter über der von der Wetterprognose angegebenen Nebelobergrenze von 600 Metern.
Am Bram ob Winzlen (11)
«Darf ich Sie bitten, Madame?» Oder: «Erschreck' mich nicht so, Du A....!» Oder: «Komm in meine Arme, Covid-19 ist ausgerottet!»
Vorderhüttikerberg (12)
Mutigen Schrittes vorwärts in's Nichts
Wiid (13)
Ob Hurlisbüel (14)
Potz Kanonenrohr! Kriegsüberreste aus dem Mittelalter oder doch ein Männlichkeitssymbol, wenn man den Namen des Ortes genauer unter die Lupe nimmt?
Am Bick (15)
Ihr armen Waisen, wo habt Ihr denn Eure Alten gelassen?
Landstrasse / Eselächer (16) (17)
Bin ich überrascht nach so viel grün/rot/gelb jetzt grau? Nein, ich habe die Fahrzeuge schon lange gehört.
Schade, die Esel haben sich offenbar schon vom Ächer gemacht.
Esel oder gar deren Äcker hin oder her, an die Limmat dort unten will ich.
Unterbick/an der Limmat (18)
Ich frage mich wirklich manchmal, ob unsere hochgezüchteten Kühe nicht frieren im November.
Ein Ferienhaus am Fluss für Clochards
Mir gefällt grau gerade jetzt, es ist eine Frage der Laune.
Ich befürworte Vandalenakte in keiner Weise, aber diese Botschaft widerspiegelt meine Meinung zu diesem Thema.
Altwiesen (19)
Alles dicht gedrängt
Killwangen-Spreitenbach Bahnhof (21)
Mir schaudert schon ein bisschen vor dem Betreten dieser Höhle. Man hört ja so Vieles, und Spreitenbach liegt so nah. Am Ende ist es gar nicht schlimm: Keine Sprayereien wie in Schlieren, keine Pissen an den Wänden wie ... wo war das gleich noch? Alles blitzsauber, wie es in unserem Land sein muss. Vielleicht ist es auch bloss gerade heute zufällig so, weil übermalt wurde, und das kann sich schnell wieder ändern. Auf der anderen Bahnhofseite – beim Warten auf den Zug mit eigenen Augen gesehen! – bauen sie wie wild an der Bahnhofsumgebung. Es ist also courant normal: Vieles wird neu, aber nicht unbedingt heimeliger. Hauptsache, die Bauindustrie ist zufrieden mit der Politik und dem Wachstum, gibt Ruhe und lärmt auf den Baustellen.