Vogelrüti AG – Fislisbach – Baregg – Chrüzliberg – Baden
Nummerierungen in Klammern wie (1) beziehen sich auf jene der Routen-Karte.
Hintergrund: Torfmoos (2)
Heute versumpfe ich.
Es ist lange her, dass ich das letzte Mal den Aargau mit meiner Anwesenheit beglückt habe. Die Leute dort wollen mich bestimmt wieder mal sehen, bilde ich mir ein. Zeitlich liegt aber nur die näherliegende Umgebung drin, also ums Limmattal. Allerdings ist es nicht einfach, bei der dicht gedrängten Bevölkerung einen ruhigen Korridor zu finden, den ich noch nicht heimgesucht habe. Dafür ist die ÖV-Dichte *hervorragend, wozu wiederum gut ausgebaute Strassen nötig sind, was auch andere Verkehrsteilnehmer/innen dazu verführt, diese zu benutzen. Die entsprechenden Geräusche sind beim durchwegs grossen Verkehrsaufkommen selten zu überhören. Wahrscheinlich tue ich dem Aargau unrecht: Eigentlich ist er ja recht schön, da können auch Klischees bezüglich weisser Socken in Sandalen oder Autofahrstil meiner Einstellung nichts anhaben.
Start an der ÖV-Station Niederrohrdorf, Vogelrüti
* Was man von gewissen Gegenden im Toggenburg nicht behaupten kann, wo ich urprünglich hin wollte. Die machen es einem beim Planen einer etwa dreistündigen Wanderung von einer ÖV-Station zur anderen wirklich nicht leicht: Entweder ist weit und breit keine zu finden, oder sie sind selten bis gar nicht regelmässig bedient.
Eiermatt/Eggacher (1)
Voll Rohr Frühling in Rohrdorf:
Ich liebe Sauerampfer! Als Kind habe ich ihn trotz mütterlicher *Bauchwehwarnung oft direkt von der Wiese gegessen – ohne schmerzende Folgen natürlich. Obwohl diese da auf dem Foto – einsam am Wegesrand blühend – nach meinem Geschmack bereits den optimalen Genusszeitpunkt überschritten haben, genehmige ich mir ein paar Blätter vom zu zähen Stengel. Sie sind zwar nicht mehr zart, aber immer noch geschmackvoll sauer. Sauerampfer@Wikipedia
* Meine Mutter befürchtete wohl jeweils, dass ich dann so vollgefressen das reguläre Essen verschmähe oder vielleicht sogar Gülle mit verspeise ...?
Fast schon Sommerliches geht da ab.
Torfmoos (2)
Mein unerwartetes Abenteuer durch Sümpfe, Moore, Moose und sonstiges Feuchtes im Naturschutzgebietchen beginnt: Niederrohrdorfer Möser@naturexkurs (solange Link gültig)
Sumpfstation 1: Wurden die Moose versenkt? Torfmoose@Wikipedia
Nebst den frühligsverrückt zwitschernden Vögel höre ich plötzlich Gänse schnattern. Ein Paar fliegt über meinen Kopf hinweg und landet auf dem Weiher – elegant auf der Wasseroberfläche schleifend das Tempo drosselnd. Die Szene sieht aus wie in einem professionell gedrehten Tierfilm. Leider bin ich dazu weder einsatzbereit noch fähig.
Egelmoos (4)
Liefe ich die geplante Route, verpasste ich Sumpfstation 3, die letzte des Naturschutztrios «Niederrohrdorfer Möser». Der Irrweg ist zwar offiziell getrampelt, aber auf dem Plan in meiner Handy-App inexistent. Ich bilde mir jedoch ein, mit einem Blick auf die Karte die Route voraus in meinem Hirn speichern zu können: erst links und dann geradeaus ... Naja, immerhin stimmt die Richtung.
Bandeggli (5)
Es ist nicht der letzte Pferdehof in dieser Gegend, ich stelle eine Häufung fest. Haben die Aargauer so viel Leute mit freier Zeit, die sie auf dem Rücken der Pferde verbringen können? Verschandeln die Pferde gar die Wanderwege? Fragen über Fragen ...
Links auf dem Bild gibts Punkte am Himmel: Rotmilane. Nach Umkurven des Hofes beginne ich zu zählen: Es sind über 20, wenn nicht gar gegen 30, die da ihre Kreise ziehen und versuchen, den tapfer kämpfenden Krähen luftakrobatisch zu entkommen. Die heutige Anzahl Rotmilane überbietet meinen bisherigen Sichtrekord auf meiner Wanderung im ackerreichen Weinland bei Weitem: Flaach – Neftenbach.
Mülibach/Hinter Brand (6)
Da gibts ein paar Ausreisser die meinen, sie seien die Grössten.
Gerade wird mir bewusst, wodurch ich mich von Spaziergänger/innen unterscheide: Ich trage einen Rucksack. Erwähnenswert ist, dass ich den Herrn mit dem Rollator (im Foto ganz hinten auf dem Weg) wohl überholt habe, dies aber nur, weil er angehalten und das Bächli angeschaut hat.
Chrüzächer (7)
Zum Glück haben sie eine moderne Stadtmauer gebaut, so wird das Kulturland vor der züngelnden Zersiedelung geschützt. Ich träume dann mal weiter ...
Am Hiltiberg (8)
Ich komme von einem Weg her, dessen Benutzung für Geräderte und Gerittene verboten ist. So suche ich krampfhaft nach solchen Spuren, um etwas zu motzen zu haben. Leider erfolglos ... <seufz> ...
Die Bewohner/innen dieses Hauses sind mir sehr sympathisch. Sie haben offenbar nichts zu verstecken, stören sich nicht an neugierigen Wandersleuten und mauern sich nicht ein.
Fislisbach (9)
Ist das jetzt schön oder nicht? Wenn ich einen unbebauten Hoger sehen will: nein! Betrachte ichs jedoch aus architektonischer Sicht und/oder interessiere mich für geometrische Formen: vermutlich ja. Überhaupt: Wenn es nichts Hässliches gäbe, existierte auch nichts Schönes.
Habe ich je schon eine Unterführung ohne Vandalensprayereien gesehen? Um mich zu wiederholen: Es gibt auch schöne und/oder originelle. In meinen Betrachteraugen gehören diese jedoch nicht dazu.
Oberforst (10)
Psst, nicht weitersagen. Das Ding ist nämlich nicht auf der Karte verzeichnet.
Bei Baregg/Auf Bareggtunnel (11)
Langsam nähere ich mich dem Höhepunkt meiner heutigen Reise: dem Bareggtunnel. «Ich stehe über euch, Ihr Autofahrer!», denke ich und starte auf meinem Handy eine Videoaufnahme, um mangels Aussicht auf die Autobahn die Tonkombination Verkehrsläm mit Vogelgezwitscher aufzunehmen. Nach einigen Sekunden stoppe ich zufrieden. Zuhause stelle ich fest, dass ich statt eines Videos gedreht nur zwei tonlose Fotos von ein paar Bäumen geschossen habe – mangels Umschalten in der Kamera-App. Wie ist das jetzt wieder mit meiner Aussage am Beginn dieses Abschnitts?
Lang ists her, dass mich jemand bei einer Wanderung begleitet hat. Ich ertappe mich immer mal wieder bei kurzen Selbstgesprächen.
Tüfels-Chäller/Teufelskeller (12)
Je näher ich dem satanischen Keller komme, desto merkwürdiger werden die Geräusche: ein Knarren, als ob gleich ein Baum umfällt ... «Ich will jetzt noch nicht sterben!», denke ich und beschleunige meine Schritte, um einem allfällig mörderischen Stamm zu entfliehen. Es folgt ein Flügelflattern eines geschätzt mittelgrossen Vogels – ohne sichtbaren Urheber. «Huhuuhu, huhu» tönt es. Oh, auch im Aargau sind sie, die Türkentauben. Ausserdem höre ich in dieser Phase den Verkehr kaum, es herrscht (fast) Totenstille. Sowas nennt man wohl entweder «selektiertes Hören» oder gar ...?!
Ruheplatz des Teufels Gegenspieler?
Ich vermute, dass man die ungewöhnlichen Nagelfluhfelsformationen leider, leider nur in Zeiten laubloser Bäume richtig sieht. Meine Fotos zeigen nur Grün mit etwas Schattigem: Teufelskeller@Wikipedia◊Fotos Teufelskeller@Wikimedia. Aber hey: Die verfaulten Bäume gefallen mir auch.
Chrüzliberg/Kreuzliberg (13)
Nach dem unheimlichen Teufelraum (Pleonasmus?) entdecke ich auf der Routenkarte, dass es da noch einen Chrüzliberg gibt. Den habe ich bei der Planung total übersehen. Aber diesen grossen Haken zu schlagen, um dorthin zu gelangen, ist mir jetzt gerade zu mühsam: Ich kraxle ächzend direkt den Hang hinauf. Der ist so senkrecht, dass keine liegenden Äste mir Schrittfestigkeit bieten können. Immerhin kann ich mich alle paar Kilometer an einen Baumstamm klammern, mich neu sammeln und dem Unsinn meines Tuns bewusst werden. Aber zurück scheint mir jedes Mal schwieriger als vorwärts. Im Nachhinein muss ich schnaufend feststellen, dass der reguläre Weg mich wohl schneller ans Ziel gebracht hätte.
Ob Weg oder Abhang: Es hat sich gelohnt!
Nachdem des Teufels Keller entdeckt wurde, hat man eiligst ein Kreuz auf dem nächsten Hügel montiert und diesen entsprechend benannt.
Zu diesem Zeitpunkt will ich noch – voller Adrenalin – dort hin, in die geschichtsträchtige Badener Altstadt. Später – nachdem mich das Hormon verlassen hat – nicht mehr, der Chrüzliberg hat mich fertig gemacht. Trotzdem noch: Baden@Wikipedia.
Oberstadt (14)
Chrüsimüsi
Lindenplatz (15)
Lindenplatz? Der ist zwar gross und wunderbar lückenlos versiegelt, aber wohin haben sich die namensgebenden Linden verzogen? Sind vielleicht diese drei mickrigen Bäumchen, die ich bei der Busfahrt kurz sehe, in eine kleine Ecke gedrängt, Wiedergeburten davon?
Heute habe ich am Covid-19-Maskenentzug weiter gearbeitet. Es klappt schon recht gut, wenn die ÖV-Fahrzeuge nicht überfüllt oder frei von lautstarken, spudernden Leuten sind.