Niederurdorf – Honeret – Reppischtal – Lieli AG
Nummerierungen in Klammern wie (1) beziehen sich auf jene der Routen-Karte.
Hintergrund: Bei Häuptlismatt (14)
Zu spät, das liegt hinter mir.
Was ist das für eine Zeit, die Globalisierung grüsst: Erst verschiffen die Chinesen ihre neue Variante des Sars-Virus – ich nehme an, in Glückskeksen – gratis und franko in die ganze Welt und bescheren uns nicht vorhersehbaren wirtschaftlichen Schaden. Als ob die dadurch verursachten gesellschaftlichen Einschränkungen nicht schon genug wären, windet die Sahara ihren Sand bereits seit über einer Woche zu uns hinüber und nimmt uns Licht.
Nach mehrmalig westlich-nördlicher Richtung von Zürich zieht es mich wieder mal in den Süden. Etwas Aussergewöhnliches muss es sein, also Urdorf. Dort landete ich ja bei meiner Route Friesenberg – Urdorf, und ich möchte wissen, wie's auf der anderen Seite aussieht. Ich folge auf der Karte dem grünen Streifen Nord-Süd an der Kantonsgrenze ZH-AG, der beim Ort Lieli abrupt endet. Lieli? Oberwil-Lieli? Dort, wo der rechts in der rechten Partei SVP «politisierende» A.G. als Gemeindeammann bis 2017 sein Unwesen trieb (lieber zahlen als Kriegsflüchtlinge aufnehmen), zum Nationalrat gewählt wurde und seine schreierischen Aktivitäten auf die sozialen Medien verschob? Ich lese @Wikipedia auch, dass er «Mitglied der parlamentarischen Gruppe Für ein freiheitliches Waffenrecht» sei. Das passt gut, da ich heute ja wieder den Kantonalen Waffenplatz Reppischtal queren muss (der liegt allerdings nicht im Aargau). Ich überwinde meine Ängste und nehme die Herausforderung an.
Start an der ÖV-Station Urdorf Niederurdof
Obem Geissacher (1)
Urdorf? Wann wurde der Zeitpunkt verpasst, die Gemeinde umzubenennen?
Chüeholz / Cholgrueb (2)
Honeret (3)
Fern von Limmattalhektik
Wer sieht den Propheten?
Am Honeret (4)
Hoch über dem Reppischkriegsgebiet
Fischerhölzli (5)
Talstrasse und Reppisch wetteifern um die elegantere Gabel.
Riedacher (6)
Ich habe die Soldaten gefragt, ob ich dort hinüber darf, direkt in die potenzielle Schusslinie, meine Wanderkarte erlaubt es. «Wenn die Barriere geöffnet ist, kein Problem», ist die Antwort.
Reppisch (7)
Wiedersehen mit der Reppisch, die ach so oft meine Begleiterin war.
Reppisch-Zufluss (8)
Underbuechholz/Steinrüti (9)–(10)
Es sind jetzt in grösseren Abständen Geschosse zu hören. Die werden die Handgranaten wohl nicht bis zu mir hinüber werfen können (ich kenne mich mit Kriegsgefeuer nicht so aus, aber ein Gewehr knallt anders). Später beginnen Serienfeuer. Vermutlich schiessen sie schon nicht gerade in meine Richtung, der jetzt genutzte Schiessübeplatz ist glaub' mehr westlich oder östlich im Reppischtal. Aber ich kriege tatsächlich etwas Angst und will schnell weg. Doch da ist kein Weg mehr zum Chalchofenhau wie auf der Karte eingezeichnet. Er wurde mit gefällten Bäumen und viel Gestrüpp unkenntlich gemacht. Das verstehe ich, aber wohin soll ich sonst? Zurück traue ich mich nicht aus offensichtlichen Gründen und Scham, und der Weg geradeaus führt nicht zu meinem Ziel. Da muss ich durch, mache mich lieber unsichtbar, aber ich bin nicht stolz darauf: Gehöre ich doch zu den Menschen, die in dieser Beziehung obrigkeitsgläubig sind und solche Entscheide akzeptiere. Ich winde mich durch's Unterholz, kraxle in die vermutet richtige Richung und fühle mich schuldig.
Die akustische Kulisse des Donnerns und Grollens verfolgt mich noch weit in die Wälder hinein. Eine Kostprobe an Schiessübungen auf dem Waffenplatz Reppischtal auf Birmensdorf – Dietikon, wo ich diesen Abschnitt der Reppisch umlaufen musste.
Buematt (11)
Davon ausgehend, dass es sich hierbei um einen Hochsitz für die Wildjagd handelt: Mir gefällt das Bild nicht, wie eine Person in diesem Sitz 'rumhängt und gemütlich Picknick mampfend wartet. Taucht eine geeignete Beute vor der Flinte auf, wird kurz die Waffe gehoben, gezielt und abgedrückt. Das ist doch kein fairer, geschweige denn überhaupt ein Wettbewerb. Soll nicht der Schlauere oder Stärkere gewinnen? Nun ja, auch wenn gepirscht werden sollte: Das Gewehr gewinnt vermutlich immer, auch wenn dessen Besitzer(in) nicht schlauer oder stärker ist. Noch verachtenswerter finde ich, wenn die Tiere noch mit Futter vor die Flinte gelockt werden.
Buematt / Häderliberg (12)
Noch die Kurve kratzen bis zur Lichtung.
Häderliberg (13)
Nichts für breite Leute
Ob Häderliberg (15)
Auf der Rennbahn an der Kantonsgrenze AG-ZH: Ich bin auf der Aargauer Seite ... physisch.
Hauzopf / Fronwald (16)
Licht(ung) inmitten des dunklen Waldes
Oberholz / Rossweid (17)
Bevor ich zwischen die Protzhäuser einer neu scheinenden Siedlung in (Oberwil-)Lieli abtauche, deren endgültiger Umfang angesichts reger Bautätigkeiten noch nicht definiert ist, geniesse ich noch die Vielschichtigkeit rundherum – im Gegensatz zur (meiner Meinung bewusst herbeigeführter) Gentrifizierung der Zielgemeinde.
Oberwil-Lieli Englisächer (18)
Die Inakzeptanz von Sozialhilfebezügern und Asylbewerbern in der Gemeinde plus der Charakter einer Steueroase ergibt am Ende viel Zaster: Oberwil-Lieli kann es sich leisten, die Umfahrungsstrasse in Form eines Tunnels in der Länge der vollen Dorfbreite zu führen. Die Vermögenden wollen zwar nahgelegene Strassen für ihre Erst-, Zweit- und Drittwagen (ich unterstelle meinen Lieblingsautotyp SUV), aber bitte nicht durch deren Lärm gestört werden.
Der Stilunterschied könnte nicht grösser sein. Welches Busstationhäuschen ist wärmer? Siehe Hulftegg SG – Dreien SG
Oberwil-Lieli Bashing?
Gebe ich zu. Über die selben sozialen Themen könnte ich mich auch bei anderen Gemeinden – vorwiegend in Innerschweizer Kantonen – empören. Gentrifizierung@Wikipedia
Niederurdorf – Lieli AG
Mi, 03.03.2021
Urdorf Niederurdorf – Vordere Rüti – Buechholz – Cholgrueb – Dachslöcher – Dietikon Honeret – Reppischtal – Urdorf Riedacher – Geltimatt – Reppisch – Underbuechholz – Steinrüti – Chalchofenhau – Unter Hohbüel – Buematt – Birmensdorf Am Häderliberg – Chlimatt – Berikon AG Tägismatt – Oberwil-Lieli AG Forren – Oberholz – Englisächer
Bewanderte Kantone:
