Zürich Rigiblick – Schwamendingen – Sagentobel – Rigiblick

Nummerierungen in Klammern wie (1) beziehen sich auf jene der Routen-Karte.

Hintergrund: Ziegelhütten (8)

Hintergrund: Ziegelhütten (8)

Dübendorf winkt mir zu.

 

«Warum auch in die Ferne schweifen, wenn das Schöne ist so nah?» Heute habe ich keine Lust, weit zu reisen. So zeichne ich die Route praktisch vor meiner Mehrfamilienhaustür des Zürcher Ghettos Züriberg, wo ich standfest gegen die Gentrifizierung anwohne.

Der Zürichberg beherbergt nebst französisch-russischen Kriegs- bestimmt noch viele weitere spannende – wenn nicht gar geheimnisvolle – Geschichten. Da bietet sich das Sagentobel an, ich vermute dort Mystisches. Leider muss ich mich aufklären lassen, dass das Wort «Sage» in diesem Fall von der Schweizerdeutschen Variante von «Säge» stammt. Ach, wie entzaubernd! Ich lasse mir meine Phantasie jedoch nicht nehmen. Es wird doch dort wohl einen geheimnisvollen Ort haben!? Das Dilemma ist jedoch: Wenn man ein Mysterium aufdeckt, ist es eben keines mehr. Es gilt also zu entscheiden, ob man die angenehme Aufregung um etwas Spekulatives bevorzugt oder aber eine allfällige Enttäuschung in Kauf nimmt, wenn man ein Geheimnis gelüftet erhält.

Ich wähle Variante 2 und erkläre den Sagentobel-Wasserfall, von dem mir erzählt wurde, zum Geheimnis, das es zu entdecken gilt. Der Zeitpunkt ist perfekt, nachdem es wieder ein paar Tage geschifft hat. Schliesslich will ich nicht einfach einem Rinnsal nachlaufen. Er sei schwer zugänglich, habe ich gehört. Und da ich unvorbereitet* loslaufe, werde ich enttäuscht von der Dramatik des fallenden Wassers. Es handelt sich nicht um DEN Wasserfall, wie ich nach Rückkehr mit Schrecken feststelle. So mache ich mich tags darauf gleich am Morgen nochmals auf in's Tobel, diesmal über Recherchen um Wissen reicher. Und siehe, da ist er, mein Wasserfall – nach hartem Kampf mit der Natur.

Sagentobelbach@Wikipedia

Ach, was rede ich nur über diesen einen anvisierten Hotspot? Es gibt noch viel anderes Sehenwertes rund um den Zürichberg. Neu-Oerlikon, Schwamendingen, Dübendorf ... alles berühmt-berüchtigte Orte nebst den Hangquartieren.

Start an der ÖV-Station Zürich, Rigiblick

* Ergänzend muss ich gestehen, dass ich mich erst nach einer Wanderung über durchlaufene Orte schlau mache – sofern sie mir interessant erscheinen. Ich bin überzeugt: Wenn ich das vorher tun würde, wäre ich danach bestimmt aufgrund übersteigerter Erwartungen enttäuscht.

Rigiblick (1)

01 Rigiblick

Das grosse Theater findet hinter'm Busch statt: www.theater-rigiblick.ch.

Resiweiher (2)

02a Resiweiher

Openair-Theater oder was?

02b Resiweiher

Im Sommer versteckt sich jedoch diese Bühne.

Ob der Hueb (3)

03 Ob der Hueb

Stossen sich hier Gegensätze ab?

Hubeggstrasse (4)

04 Hubeggstrasse

Warum fallen mir beim Logo der Wasserversorgung Zürich immer zwei andere Dinge ein statt Wasser? Eines davon ist der Stinkefinger.

Hubenstrasse (5)

Sie wollen mehr: Die Zürcher Quartiere sind noch nicht fertig geklotzt.

05a Hubenstrasse

05b Hubenstrasse

05c Hubenstrasse

Wallisellen grüsst von Ferne.

Unterholz / Schwamendingerplatz (6)

06 Unterholz / Schwamendingerplatz

Schwamendingen ist also doch ein Dorf geblieben.

Tal / Ziegelhütte (7)

07 Tal / Ziegelhütte

Es lädt zum Rennen ein auf der Bahn.

Ziegelhütten (8)

08a Ziegelhütten

Überall Ausländer(innen), und dann noch ungekämmte!

08b Ziegelhütten

Aazälle, Böllä schälle, d'Chatz gaht uf Wallisellä. Chunnt si wider hei, hät sie chrummi Bei. Kein Wunder, bei der Grösse des guten alten Einkaufszentrum Glatt: Glattzentrum@Wikipedia

Himmeri / Gfellergut (9)

09 Himmeri / Gfellergut

Zuerst wundere ich mich, wer da wohl unter notorischem Abschottungszwang leidet und seinen Privatbesitz ummauert hat. Am Ende des massiven, künstlerisch aufgewerteten Walls entdecke ich, dass es sich um eine Schiessanlage handelt. Die Leute sollen also nicht erschossen werden. Ich fühle mich gleich wieder geborgen – nicht zuletzt auch, weil militärische Anlagen auf meinen Routen bereits Tradition sind.

Gfellergut (10)

10 Gfellergut

Ich weiss zwar nicht, was das Ballonding tut. Meine Kenntnisse von neuartigen landwirtschaftlichen Prozessen halten sich in engen Grenzen. Vielleicht ist's ein Heusilo oder so, auf alle Fälle rotiert was im Fortsatz. Ist ja auch wurscht: Hauptsache, das Thema des Bildes «Landwirtschaft trifft auf hypermodernen, dubaiesken Wohnturm» kommt 'rüber.

Apropos Wohnturm: Der neu gebaute Dübendorfer «JaBee Tower, höchstes Wohnhaus für Mietwohnungen in der Schweiz» setzt noch eins oben auf die Nordzürcher Agglo drauf. Er erinnert mich irgendwie an ein Männlichkeitssymbol. Und was für ein komischer Name ... in Indien heissen Leute so. Das soll aber nicht bedeuten, dass ich diesem Ding komplizierte Besitzverhältnisse unterstelle. JaBee Tower@Wikipedia

Sagentobelbach (11)

11 Sagentobelbach

Ich frage den Mann, der garade am Unterhalt des Treppchens arbeitet: «Gellen Sie, der Sagentobel-Wasserfall ist weiter oben?» Er bejaht.

Hinter Rüti (12)

12 Hinter Rüti

Die Zugänge zum Sagentobel sind rar, und ich muss einige Umwege laufen.

Sagentobelbach (14)

14a Sagentobel

Ganz clever gemacht, finde ich: stilvoll und gleichzeitig unterhaltsfrei.

14c Sagentobelbach

Kaum ist man unten, muss wieder gestiegen werden.

«Falscher» Sagentobel-Wasserfall:
Ich denke tatsächlich, dass er das ist, mein geheimer Ort der Sehnsucht. Natürlich bin ich enttäuscht, weil weder beim Zugang noch beim Wasserfall selber die erwartete Dramaturgie fehlt. Ach, was soll's ... dafür verfügt er über mehr Dimensionen als der «wahre». Dieser folgt sogleich.

Sagentobel-Wasserfall (13)

Heute folgt die (13) der (14), weil ich's auf der Routenkarte nicht geschafft habe, die automatischen Positionsnummern richtig zu reihen. Es liegt bestimmt nicht an mir: Grund ist – wie im Intro erwähnt – der erst tags nach der Wanderung erfolgte Besuch des sagenhaften Ortes.

13 Sagentobel-Wasserfall BrunnenJa, ich wurde gewarnt: Der Wasserfall sei schwer zugänglich, der komfortabel ausgebaute Holzsteg von Ende 19./Anfang 20. Jahrhundert, der gar hinter dem Fall durchführte, ist Vergangenheit. Nur ein Steinmäuerchen im Bach und der Brunnen an der Felswand (Bild) sind noch sichtbar – zumindest für meine Augen.

Mangels schuhtauglicher Unterlage wird der Abstieg zum Abenteuer: steil + sumpfignass = schlifrig. Zum Glück bieten sich hie und da eine Wurzel, ein Baum und leider auch dornige Brombeerstauden an, woran man sich festkrallen kann. Ein abgestorbener Ast kann als Trittunterlage dienen. Ich will so fest da nach unten, dass mir ein Rückkehrkonzept fehlt. Um dieses Problem kann ich mich später kümmern.

Mein Partner hat's beim Postproduzieren maximal spannend gestaltet.

Etwas Geschichte mit Fotos:
Sagentobel@natürlich natur!Sagentobelweg@Gang dur Züri

Aufregend schiesse ich Fotos und filme herum. Bald schon muss ich jedoch den Rückweg planen. Die andere Bachseite kommt nicht infrage aufgrund der topografischen Situation. Naja, nicht zuletzt auch, weil ich mich nicht in der Lage fühle, hinüberzuhüpfen ohne in den Bach zu platschen. Es fällt mir nichts Anderes ein, als einfach wieder den selben «Weg» auf allen Vieren zurückzukriechen. Ich bin hoffnungsvoll, dass die von der Natur bereitgestellten Halterungen auch in Gegenrichtung ihren Dienst tun. Ich will nämlich hier unten nicht jämmerlich enden.

Unterwegs nach oben bedanke ich mich gedanklich beim alten Baum, bei der Wurzel, beim abgestorbenen Holz und beim jungen Baum, der sich für mich krümmt und seine Wurzeln ganz fest im Boden verankern muss. Ich schaffe es! Natürlich, sonst könnte ich das hier nicht schreiben ...

Orellistrasse (15)

15a Orellistrasse

Aufwachen in der Fluntermer Zivilisation ...

15b Orellistrasse

... und auf der Vorderseite des Züriberg.

Susenberg (16)

16a Susenberg

Ich befinde mich im Naherholungsgebiet des Quartiers, touristisch aufgewertet.

Wenn's föhnig ist, sieht man die auf der Tafel abgebildeten Berge in natura, aber ...

16b Susenberg

... heute will der Wind den diffusen Vorhang nicht öffnen.

Rigiblick Seilbahn (17)

17 Rigiblick Seilbahn

Schon seit zwei Wochen ist das Rigibähnli in Revision – @Wikipedia. Ich gehe zu Fuss nach Hause, genau so, wie ich hergekommen bin.

 

Die anderen Regionen:
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Zürich & Agglo gewandert.ch