Buonas ZG – Meierskappel LU – Michaelskreuz – Udligenswil
Nummerierungen in Klammern wie (1) beziehen sich auf jene der Routen-Karte.
Hintergrund: Bei Ochsewald (11)
Die Domina zwischen Zuger- und Vierwaldstättersee
Es nimmt mich schon länger wunder, was für Stimmung in der Gegend um die Pfnüselküste des Zugersee herrscht. Hat sie überhaupt die Ehre meines Besuches verdient? Das will ich heute herausfinden. Bisher habe ich mich dort jeweils nur mit dem Postauto durchkutschieren lassen.
Mein forsche(nde)r Blick wandert auf der Karte über die Wege entlang des Ufers. Nein, ich will höher hinaus, mir ist nicht nach Überwindung von plusminus null Höhenmetern. Schliesslich ist heute der einzige Tag im April, an dem sich die Sonne blicken lässt. Da will ich ihr über Hügel näher kommen. Und überhaupt: Das Wetter ist in in diesen Wochen wieder ein wichtiges Thema, das mich verfolgt – wie letztes Jahr zur selben Zeit.
Ach, Adligenswil ist in dieser Gegend? Der Name kommt mir bekannt vor, also ziehe ich die Wanderroute vom Zugersee-Ufer dort hin. Die generierte Zeitangabe ist mir dann doch etwas zu viel, so stosse ich auf Udligenswil. Einen Moment lang zweifle ich an meiner Lesefähigkeit, aber nein: Beim Nachbardorf haben sie einfach einen Buchstaben ausgetauscht ... Fantasielosigkeit? So auf die Schnelle habe ich keine Antwort gefunden. Es kann aber durchaus möglich sein, dass das «U» zuerst da war: Adligenswil@Wikipedia◊Udligenswil@Wikipedia.
Start an der ÖV-Station Buonas, Schmidhof
Schmidhof (1)
Die Rigi meldet sich jetzt schon und wird mich die ganze Wanderzeit argwöhnisch verfolgen.
Vor lauter Blüten sieht man die Blüte nicht.
Brüglen (2)
Visuell harmonieren öffentlicher und privater Verkehr schon.
Späck (3)
Ich bin noch etwas zu wenig auf der Höhe für eine echte Seesicht.
Seilerhof (4)
Die uniformen Terrassensiedlungen graben sich auch hier in die Hänge 'gen See. Die sehen zwar von weitem noch anmächelig aus, ...
... während diese Blöcke mit Schwerpunkt auf den *SUV-Garagen und noch unvollendeter Versiegelung rundherum auf mich öde wirken. Die Bauten sind offenbar trotz Sechzigerjahremief so neu, dass sie zum Zeitpunkt meiner Aufnahme noch gar nicht auf der Wanderkarte verzeichnet sind.
*Bekanntlich mein absolutes Lieblingsfahrzeug, insbesondere der SUV-Pickup mit Namen RAM.
Dietisberg (5)
Etwas höher geschraubt und weiter entfernt scheint der See näher.
Dietisberg / Obertal (6)
Ich inspiziere heute ja die Zugerseepfnüselküste. Das Seezipfelchen auf diesem Föteli hat den Test bestanden. Du fragst, welchen Test? Weiss ich doch auch nicht, mir fällt nichts Schlaueres ein.
Bei Sumpfwald (7)
Das da unten ist laut Karte kein Dorf. Ich tippe mal auf ein Industriegebiet in der Grösse einer Kleinstadt. Ein Blick auf die Karte bestätigt meine Vermutung: Fänn.
Bei Michaelskreuz (8)
Ich gebe zu, dass ich nicht wertungsfrei bin, und die Wutbürgerin in mir köchelt manchmal etwas hoch. Es gibt also auch heute was zu motzen. Tja, der Kanton Zug ist halt nach wie vor ein bevorzugter Ort für viele Firmen und Privatpersonen, die das Gefühl haben, dass Steuern in der Schweiz trotz hervorragend unterhaltener Infrastruktur hinausgeworfenes Geld sind und ja nichts von Gewinnen für die Allgemeinheit abfallen soll. Rotkreuz@Wikipedia: «(...) der Hauptort der Gemeinde Risch (...)» ist passend, wenn man ein bisschen französisch kann. Beispielhaft für die Entwicklung ist der Vergleich des Gasthaus Kreuz vor und nach dem «Umbau»: Foto vorher@Wikipedia◊Foto nachher@Wikipedia.
Oh, jetzt habe ich vor lauter Aufregung fast vergessen, die interessante geografische Konstellation auf dem Foto zu erwähnen. Im Hintergrund befindet sich der Albisgrat im Norden auf Zürcher Grund. Ich stehe südlich von Zug im Kanton Luzern, der sich im Westen hinzieht. Würde ich nach Osten schauen, blickte ich auf den Kanton Schwyz. Das veranschaulicht das Verhältnis der geografischen zur finanziellen Grösse des Kantons Zug.
Michelschrüz (9)
Sogar die Linde(?) reckt sich zur Form eines Kreuzes und scheint mir etwas vorpredigen zu wollen.
Meine Neigung, überall das Innenleben von Kapellen und Kirchen zu begutachten, habe ich vermutlich von meinem Vater sel. geerbt. Wegen der meist opulenteren Ausstattung sind katholische oder orthodoxe Gotteshäuser besser geeignet als andere, sich ins Mittelalter zurückversetzen zu lassen. Aber ausgerechnet heute, wo ich in solchen Gedanken schwelge, trifft «opulent» nicht zu. Schade. Kapelle Michaelskreuz@Wikipedia
Der Name des Ortes/der Kapelle/des Kreuzes bezieht sich ja auf den Erzengel Michael. Ich wollte schon immer wissen, wie sich denn ein Erzengel von einem normalen Engel unterscheidet. Sind sie einfach nur englischer? Oder könnte es sein, dass Eisenerz gemeint ist und somit diese Engel härter durchgreifen? Mal sehen ... aha: «(...) werden solche Engel bezeichnet, die innerhalb der Schar der Engel eine führende Stellung einnehmen.».Tönt nach einer ziemlich schwammigen Hierarchie. Erzengel@Wikipedia.
Ob Büebliswil (10)
Ich kann einfach den Blick nicht lassen vom Michelschrüz.
Bei Ochsewald (11)
Wann kommt denn da endlich der Vierwaldstättersee? ...
... Ja, daisterja!
Schiffmannshof / Hinteregg (12)
Die Sicherheitsabschrankungsteile für Lauffreudige warten nach dem Winterschlaf auf die Kühe. Ich bin froh, sind diese noch nicht hier auf der Weide. Eigentlich bin ich nicht schlecht darüber informiert, wie die grundsätzlich friedlichen Wesen unter verschiedenen Umständen auf vorbeiziehende Menschen reagieren. Neuerdings fühle ich mich jedoch besonders im Frühling nach einem kuhlosen Winter leicht bedroht von diesen Tieren. Das habe ich wohl den durchwegs schlechten Nachrichten über das Thema «Begegnungen von Wanderleuten mit weidenden Kühen» zu verdanken. Von vermutlich zu mindestens 95 Prozent konfliktfreien oder gar schönen Erlebnissen erfährt unsereine ja nichts. Um mir Respekt zu verschaffen, reicht es schon, dass auch nachwuchslose Kühe einfach nur so äsend daliegen und mich mit ihren Kulleraugen lieb angucken. Musste ich doch einmal erleben, wie schnell diese schwerfällig wirkenden Tiere auf den Beinen sind, wenn die Neugier sie zu mir treibt. Also mache ich gelegentlich kilometerlange Wege um Gehege. Einer meiner Vorsätze für diesen Sommer ist klar: Kuh-Angst-Verlieren – und als grosses Ziel wieder mal eine berühren.
Oberhauetli (13)
Berge gefallen mir, aber einzelne erkennen kann ich nicht. Natürlich schwirren da ein paar Bilder mit Namen im Kopf herum, diese jedoch nur von einer Seite und möglichst noch in gewohnter Umgebung. Ich schäme mich etwas, wenn ich die Frage «Was ist denn das schon wieder für ein Berg in der Mitte dieses Bildes?» stelle. Zuhause ärgere ich mich, dass ich nicht an meine Bergerkennungsapp gedacht habe.
Ha! Die beiden Gipfel dort hinten kenne sogar ich: das kleine und das grosse Matterhorn.
Kirche Udligenswil (14)
Der Turm scheint sich so alleinstehend und nackt etwas zu schämen und bedeckt sich mit Schatten.
Bei Gfäz (15)
Fällt mir der Abschied von Udligenswil City schwer? Nein, ...
Platteweid (16)
... ich blicke voller Vertrauen in die Zukunft.
Götzentalstrasse (17)
Während ich auf einsamer Landstrasse aufs Postauto warte, fahren unter anderen Verkehrsteilnehmern zwei Lastwagen vorbei. Diese haben vorne und hinten auf ihren Nummernschildern nicht das selbe geschrieben. Nein, es handelt sich nicht um Anhänger. Merkwürdig ...
PS: Von wegen der eingangs erwähnten Zugerseepfnüselküste, ich habe mir wegen Unterschätzung einen Sonnenbrand geholt! Die Gegend hat die Ehre meines Besuchs trotzdem verdient.