Einsiedeln SZ – Samstageren – Rothenthurm
Nummerierungen in Klammern wie (1) beziehen sich auf jene der Routen-Karte.
Hintergrund: Ob Samstagerenwald (6)
Nicht die ersten, nicht die letzten Tritte heute
Es ist wieder Zeit, die Zürcher Kantonsgrenzen zu durchbrechen. Eigentlich wäre wettermässig eher Norden angesagt, aber in Deutschland stosse ich mit meiner Schweizer WanderApp bald mal an andere Grenzen. Roaming ist mir zu teuer. Das sind genug Impulse, gleich die entgegengesetzte Richtung in Betracht zu ziehen. Ich wühle also in meinen Züri Süd-Ideen und entdecke Einsiedeln. Von dort bin ich noch nie gestartet. Warum also nicht? Die Höger rundherum lassen mich endlich wieder mal steigen nach den letzten beiden actionlosen, eher lahmen Touren.
Hmmm, so eine lange Route und so wenig lustige Flurnamen entlang der Wege. Da bin ich mich vom Züribiet aber Anderes gewöhnt, liebe Schwyzer und natürlich -innen. Immerhin komme ich bei der Schwyzeren vorbei, was immerhin etwas komisch ist. Um es vorwegzunehmen: Es wird auf diese Weise schwierig, die Orte der Föteli zu bestimmen. Worte wie bei oder ob sind demzufolge zahlreich.
Start an der ÖV-Station Einsiedeln Bahnhof
Am Alp (Bach) (1)
Ich erwähne jetzt die Peinlichkeit nicht, dass ich dachte, dass es sich hier um die Sihl handelt.
Bei Schöngarn (2)
Oooh, die Pyramide sieht aber ziemlich steil aus! Ich befürchte, da muss ich durch. Nun, ich wollte es ja so ...
Ob Beugen (3)
Vor der Umkurvung des Bauernhofes hinter mir habe ich mit einer Abkürzung über die Wiese (schattiger Teil rechts unten auf dem Foto) geliebäugelt. Schliesslich habe ich es nicht gewagt, weil es a) nicht schon vorgetrampelt und b) auch noch eingezäunt ist. So unbeliebt wie Mountainbiker(innen) will ich mich nicht machen. So lasse ich mich auf dem Bauernhof von einem nervös herumhampelnden, laut bellenden Hund weiterjagen.
Langwald (4)
Krächz. Ob der komische Vogel sich verloren fühlt und sein Frauchen sucht?
Schwyzeren / Samstageren (5)
Die Stägeli scheinen nirgends zu enden. Jedes Mal, wenn ich denke, es sei fertig damit, gehts gleich um die nächste Ecke weiter ... Vielleicht komme ich ja in den Himmel, weil ich so brav war und nicht die verbotene Abkürzung über die Wiese nahm (3)?
Ich bewege mich heute wieder in teilweise militärisch genutztem Gebiet. Natürlich wird ausgerechnet heute geschossen. Wieder einmal habe ich vergessen, die Militärverwaltung in Bern anzuweisen, ihre Übungen an diesem Datum aufgrund meiner Anwesenheit zu unterlassen. Immerhin: Es ist nicht laut, und laut der Warnkarte am Wegesrand schramme ich an der Grenze der Sperrzone «B» – oder war es «A»? – vorbei.
Wo ich auch recht aufpassen musste: Birmensdorf – Dietikon (Reppisch)◊Niederurdorf – Lieli AG◊Ricken SG – Atzmännig
Ob Samstagerenwald (6)
«Glück ist das Überwinden von Hindernissen» hat ein Philosoph oder sonst eine philosophisch angehauchte Person schön gesagt. Ich finde, das stimmt, aber auch, dass jede(r) Philosoph sein/werden kann, wenn man nicht arbeiten muss und den ganzen Tag Zeit hat, über das Leben nachzudenken.
Ach, da fällt mir ein Zeitungsartikel ein – schliesslich habe ich jetzt gerade Zeit: Wir befinden uns momentan in einer schwierigen Phase, wo wir unter anderem Energie sparen sollen. Zu häufiges, zu langes und zu warmes Duschen ist unter vielen anderen auch ein Thema. In Deutschland wurde und in der Schweiz wird wohl bald empfohlen, sich etwas einzuschränken. «Eingriff in die persönliche Freiheit!» wird vermutlich auch in der Schweiz bald geschrien. Bei diesen lauten Leuten scheinen persönliche Kleinigkeiten über dem Wohlbefinden der ganzen Erde zu stehen. Ein im Artikel erwähntes Argument, den Status Quo zu erhalten: Man habe die besten Ideen unter der Dusche. Kein Wunder, wenn das der einzige Tagesabschnitt ist, an dem man Musse zulässt.
Grat Ob Samstagerenwald (7)
Die Toten dürfen sich auch ausleben:
Baumschwammverwandte@Wikipedia
Die Gratwanderung geht weiter.
Samstageren (8)
Der Gipfel des Spektakels findet auf dem Vorhof statt, ...
... während sich der heutige physische Höhepunkt namenlos, aussichtslos und bescheiden gibt.
Brust (9)
Über wieviel Brücken musst Du geh'n, wieviel Jahaahre musst Du übersteh'n?
Brust / Lochweid (10)
Ich werde weitgehend flankiert von Vogelbeeren. Die kommen mir gerade recht, bringen sie doch Farbtupfer in die Landschaft. Da ich aus Rucksackgewichtsgründen nur getrocknete Früchte dabei habe, finde ichs eine Zumutung, dass die frischen, prallroten Beeren giftig sein sollen. Zumindest wurden wir als Kinder davor gewarnt. Jetzt mache ich mich – nach über einem halben Jahrhundert! – endlich mal schlau ... ach: «Entgegen einer weitverbreiteten Annahme sind ihre Früchte ungiftig.» Guter Trick, Mama!
Lochweid Chrüz (11)
Sooo heimelig
Brusttuech / Ahoren (12)
Es geht teilweise recht nitzi.
Kaum habe ich mich an einen Untergrund gewöhnt, wechselt er wieder: Waldpfade mit oder ohne Stolperwurzeln, aus Wiesen gehauen, mit schmiedeisernen Metallmatrizes (?, siehe Abbildung) verstärkt, gekiest, aus Bohlen oder Trämel über Feuchtstellen mit Metallrutschschutz, natürlich Stägeli, in Wiesen oder Gebüsch getrampelt, mit Geröll, asphaltiert, betoniert ... oder gar nicht vorhanden – wie bei (14).
Bei Ruchegg (13)
Ich muss pressieren, der Bär schleckt gleich das Brüggli weg.
Bei Eigen (14)
Wo Weg? Ich strande, obwohl ich sicher bin, der Richtung des Wegweisers am Anfang der Lichtung gefolgt zu sein.
Nach wirren Irrungen finde ich zum Pfad zurück, der sich jedoch laut Wanderkarte nicht hier befinden sollte.
Bei Biberstock (15)
Was guckst Du so?
Bei Lützelmatt/Lüzelmatt (16)
Beim Weiss über der Kurve handelt es sich nicht um Schnee, sondern Plastik zum ... ja, was denn?
Rothenthurm (17)
Ich freue mich! Es hat bestimmt irgendwo eine so richtig ländliche, unter Bäumen liegende, schattige Gartenbeiz, wo ich ein wohlverdientes Bier trinken kann. Jawoll, da ist das Schwert! Beim näheren Hingucken stellt es sich als chinesisches Restaurant ohne – zumindest sichtbaren – Gästegarten heraus. Dann statte ich halt dem danebenliegenden Adler einen Besuch ab, dort haben sie auf dem davorliegenden Teerplatz gestuhlt (hahaha!). Die Anzahl Sonnenschirme reicht jedoch nicht für alle, die schattigen Plätze sind natürlich schon besetzt. Ausserdem mag ich den Feierabendverkehr nicht, der mir den Feierabend vermiest. So kämpfe ich mich auf die andere Strassenseite und wende ich mich dem Friedhof zu, der ...
... wohl Ruhe und einiges an Schatten bieten würde, aber anstelle von Sitz- nur Liegeplätze hat und vor allem kein Bier!
Jetzt fährt mir auch noch der Schnellzug vor der Nase weg, dann fahre ich halt etwas Bus überland. Es ist offenbar nicht mein Tag, und Rothenthurm scheint nicht mein Dorf zu sein. Doch im Zug von Biberbrugg nach Wädenswil gibts ein Freudeli: Eine junge Frau fragt «Isch bi ihne no frei?», bevor sie sich mir gegenüber hinsetzt. Isch das nöd schööö?
Wie die Mücke zum Elefanten wird
Im vollbesetzten Zug von Wädenswil nach Zürich jage ich einem Platz nach und lasse mich am Ende auf einen Gangsitz schräg gegenüber von einer nicht mehr ganz jungen Frau fallen. Ich kann sie leider nicht fragen, ob noch frei ist, weil sie telefoniert. Der mir direkt gegenüber stehende Koffer verhindert, dass ich meine unendlich langen Beine bequem platzieren kann. So schiebe ich den einen Fuss neben den Koffer auf ihrer Sitzseite und versuche zu lesen. Ich habe Erfahrung in Grossraumbüros und somit keine Probleme, mich bei Geplapper und Gewusel zu konzentrieren. Sie aber redet ziemlich laut, und ich fühle mich immer wieder gezwungen, ihren familiären Machenschaften zuzuhören. Nach gefühlt unendlich langer Zeit höre ich ihre verzweifelten Rufe «Bisch no da?», und tatsächlich: Das Telefongespräch endet – offenbar mitten in einem Satz. So hat sie nichts mehr zu tun und somit Zeit, sich bereits in Thalwil fürs Aussteigen in Zürich startbereit zu machen. Sie wendet sich mir schräg zu, was offenbar ihren Laufweg bis zum Ausgang verkürzen soll und ihren Platzbedarf bis zum Nebensitz erweitert. So berührt sie mit einem ihrer Füsse den meinen. Ich ziehe ihn etwas zurück, weil mir Berührungen fremder Menschen nicht so genehm sind. Sie erweitert ihren Platzanspruch und schiebt sich noch weiter auf dem Sitz nach vorne in meine Richtung, was mich ihren Fuss wieder spüren lässt. Diese Bereitschaftssitzposition sieht nicht bequem aus. Ich lasse mich aber nicht weiter zurückdrängen und verschiebe mein Bein nur um ein Zentimeterchen. Mehr lässt der Koffer nicht mehr zu. Gottseidank, der Zug fährt in Zürich ein. Sie springt aus ihren Startblöcken und schleppt diesen blöden Koffer ab. Leider muss ich auch 'raus, sonst hätte ichs noch geniessen können.