Hinterer Hummelwald SG – Rumpf – Krinau
Nummerierungen in Klammern wie (1) beziehen sich auf jene der Routen-Karte.
Hintergrund: Vordereggli/Vorderes Eggli (6)
Der Herbst schleicht sich an.
Heute geht's wieder mal ab in's Toggenburg, genauer ins mittlere. Bisher habe ich mich ja immer im unteren herumgetrieben, weil das so schön an's Zürcher Oberland grenzt und man gleich hinüberspazieren kann. Um in's mittlere zu gelangen, muss ich mich zuerst durch Teile des Kantons St. Gallen chauffieren lassen.
Ich bin gespannt auf den Hummelwald, der sich ja im Aufwuchsgebiet meiner Mutter sel. befindet. Sie erwähnte manchmal den «Sepp vom Hummelwald». Oder war es Köbi oder Röbi oder gar Wisi oder sonst so ein häufiger Name dieser Zeiten? Ach, das ist lange her ... und vom Hummelwald als Wald scheint sowieso nicht mehr viel übrig geblieben zu sein.
Start an der ÖV-Station Wattwil, Hinterer Hummelwald
Eigentlich wollte ich in Krinau, das jetzt mein Ziel ist, loswandern. Dort fährt das Postauto nur stündlich und nicht alle 30 Minuten wie an der auserwählten Startstation. Aber diese vielbefahrene Landstrasse, an der sich die Haltestelle Hinterer Hummelwald befindet, ist mir zu öde für eine allfällige Wartezeit. Ich lasse mir eine solche lieber mit einem Bier verbittern: In Krinau lockt nämlich ein Besuch im «Rössli», schliesslich heisst die Haltestelle dort so. Aber es soll nicht sein ...
Bei Gallenmüsli/Linsenguet (1)
Wetteröffnungszeit heute: ab jetzt
Bei Schwantlen (2)
(Der) Ricken verfolgt mich noch lange auf dieser Bergseite.
Die andere Richtung gegen Wattwil ist mir nicht wohlgesinnt.
Bei Blautöbeli (3)
Eingang Richtung Irrwege: siehe (4)
Heid (4)
Ist das ein Versuch, dieses elende Virus endlich mal zu begraben?
Jetzt fällt auch langsam der Vorhang im Osten.
In dieser Umgebung – schon auf dem Weg hierher und später auch noch etwas – habe ich ein ziemliches Durcheinander mit den auf dem Plan gezeichneten Wegen, den Markierungen und tatsächlichen Begebenheiten. Der Wanderwegweiser zeigt rechts neben dem Haus Richtung Norden. Dort befindet sich jedoch ein Gitterzaun ohne Öffnungsmöglichkeit, der am Haus befestigt ist. Der Wanderweg auf der Karte ist inexistent. Also umrunde ich das Gebäude und den umzäunten Bereich. Soll der Bauer nur kommen und reklamieren, dass ich ihm das Gras zetrtrample. Dann hört der aber was! Es passiert nichts: Mein Bedürfnis, über meinen Frust zu «reden», also nach Aufmerksamkeit kümmert niemanden ... <seufz>. Ich tränke also meine Socken der Schönwetterbarfusswanderschuhe im herbstlich nassen Gras. Die feuchten Füsse begleiten mich bis nach Hause.
Ha! Ich werde das den Verantwortlichen tädderlen, meine getrackte Wanderung unter deren Nase haltend, denke ich. Leider weiss ich nicht, wer dafür zuständig ist und müsste wohl aufwändig recherchieren. Vielleicht werden meine Wirrungen zuhause auch aufgelöst sein und ich milder gestimmt.
Bei Hohe Laad/Hochlaad (5)
Der obere Zürichsee versucht sich in's Rampenlicht zu drücken.
Vordereggli/Vorderes Eggli (6)
Was habe ich gesagt? Schon wieder der Ricken, diesmal begleitet von der Linthebene.
Der Geiss-Chopf ist nicht ganz klar im Kopf.
Gmeinwald (7)
Der Herbst lässt sich auch gegen Mittag nicht verscheuchen.
Rumpfweid (8)
«Komm, trink' von mir, hehehee ...», scheint der Brunnen mir zu sagen.
Bei Hinter Rumpf/Hinterer Rumpf (9)
Vorder Rumpf/Vorderer Rumpf (10)
Bevor ich die wahnsinnig spannenden Erlebnisse an diesem Ort erzähle:
Werbung für Wirtschaft Rumpf Waldegg, Wattwil
Weil's drin so schön ist und für Zertifikationslose draussen ein Zelt steht.
- Website mit Fotogalerie und Öffnungszeiten
(habe keine «persönliche» gefunden) - Gemaltes Bild (Postkarte?) von ca. 1920 @Staatsarchiv St. Gallen
Es ist Mittagszeit, so kommt mir die «Wirtschaft Rumpf Waldegg», wie sie offenbar mit vollem Namen heisst, gerade recht. Wieder mal einkehren und was Richtiges essen; ich habe die Nase – oder besser den Magen – von Nüssen, Äpfeln & Co langsam voll. Jetzt darf man ja wieder in die Beizen, sofern man ein Covid-Zertifikat vorweisen kann. Das habe ich noch niemals benutzt und freue mich schon auf das erste Mal.
Bereits draussen werde ich freundlich schwänzelnd begrüsst von einem Appenzeller Bläss (glaube ich jedenfalls). Er heisst Joshi(?), wie ich später erfahre. Seine Kopfhaltung nach dem Beschnuppern interpretiere ich als Streichelaufforderung. Ich bin nicht so eine Tierstreichlerin, aber tue es dann trotzdem und werde belohnt mit Zuneigung.
Als zweite Handlung muss ich die Öffnungzeiten checken: Mist, es ist donnerstags geschlossen. Enttäuscht will ich weiterwandern, da fällt mir ein, dass heute ja Freitag ist. Also gehe ich zurück. Joshi freut sich auch. Ich trete ein, darf meine Covid-Zertifikats-Präsentations-Première feiern und fühle mich in der kleinen, heimeligen Gaststube sofort wohl. Wirtin Denise, eine tolle Frau, die ihren Humor in der Krise nicht verloren hat, serviert Spaghetti an einer selbstgemachten, feinen Sauce Bolognese. Kater *Emil macht es sich neben mir gemütlich. Es ist so behaglich, dass ich überhocke, fast zwei Stunden da verbringe und mit der Wirtin und den anderen Gästen über Gott und die Welt rede. Hauptthema ist natürlich dieses elende Virus, das uns alle betrifft. Das Ding wütet ja immer noch. Es wär' halt schön, wenn Alle am selben Strick ziehen würden. Aber wie ich erfahre, ist es im Toggenburg ähnlich wie bei den Appenzellern: Zuviele Menschen fühlen sich von der Strategie des Bundes bevormundet und wollen sich nicht impfen lassen, was die Pandemie verlängert. Für diese Leute hat Wirtin Denise ein Zelt neben ihrer Wirtschaft aufbauen lassen.
*Emil? Ich finde das einen merkwürdigen Namen für einen Kater. Ein Gast (oder der Co-Wirt?) nennt Emil auch «Miggeli». Ich wundere mich: Wir hatten auf unserem Bauernhof auch eine Katze namens «Miggeli». Langsam schwant mir: Auch ein Dorfbewohner namens Emil wurde «Migg» genannt. Ich frage mich aber, weshalb unsere Katzendame so hiess.
Feldbach (11)
Gebettet auf dem Bachbett
Bei Tüftobel (12)
Noch so ein Toggenburger Berg ist zu überwinden. Das Ziel will und will sich einfach nicht nähern.
Bei Stämisegg (13)
Hoppla, da streunen offenbar gefährliche Tiere wie Bären oder Wölfe umher!? Oder – huch! – schützt ein Herdenschutzhund auch vor Menschen?
Die Schafweiden scheinen nicht bevölkert zu sein, warum also Schutzhunde?
Ob Laubengaden (14)
Ein kleiner, nervöser, schwarzer Hund mit spitzer Schnauze – so ein richtiger Wadenbeisser – bekläfft mich in gebührendem Abstand (näher traut er sich nicht). Ist DAS jetzt der Herdenschutzhund, wovor ich gewarnt wurde? Den habe ich mir aber ganz anders vorgestellt. Ich lasse ihn im Glauben, dass er mich vertreibt, um auch ihm ein gutes Gefühl zu geben. Nachdem ich zwischen den Häusern seines Reviers durch bin, gibt er vorerst Ruhe. Ich halte an und checke noch etwas auf dem Routenplan im Handy, da rennt das Kerlchen mit seinen kurzen Beinen wieder daher und kläfft, kläfft, kläfft ... Er nervt mich noch bis in die Nähe des nächsten Punkts (15).
Laubengaden (15)
Mein Traumhaus ... so von aussen gesehen.
Laubgadenweg (16)
Vier, fünf Mutterkühe stehen mitten auf dem Wanderweg und bilden einen Kreis um ihre beiden liegenden Kälber. Das flösst mir ziemlich Respekt ein. Ich traue mich nicht, die Kamera auf sie zu richten – man weiss ja nie, was die davon halten. Was soll's: Der Wanderweg unterscheidet sich ja sowieso nicht wirklich von der grünen Wiese. So spielt es keine Rolle, wo ich auf ihrer Weide durchlaufe.
Während ich meine Ausweichstrategie ausklügle, fragt mich mein Partner via *SMS, ob ich noch was in unseren gemeinsamen Online-Einkaufskorb vom Lebensmittelladen legen möchte, er müsse die Bestellung abschicken. «Ich kämpfe im Moment um mein Leben, und Du kommst mir mit Onlineshopping daher!» oder so ähnlich ist mein Antwort. Später kümmere ich mich drum.
*Während meiner Wanderungen ignoriere ich Instant-Messaging-Dienste auf meinem Smartphone, weil ich meine Ruhe haben und nicht auf etwas Anderes als den Routenplan auf meinem Handy starren will. Mit meinem Partner habe ich vereinbart, dass er mir in wichtigen Fällen ein SMS schreibt.
Rothenfluh / Egg (17)
Toggenburger Trutzburg
Rothenfluh / Egg (18)
Beim Wandern in die Höhe trottet mir ein Hund federnden Schrittes entgegen – fast schon majestätisch. Ich blicke um mich: Es ist weit und breit kein Mensch zu sehen. Meinen Reflex, ihn zu fötelen, unterdrücke ich; das würde er gewiss als feindselig interpretieren. Er ist ziemlich gross mit einem geblichen, dicken/dichten Fell. Ein kurzer, professioneller Blick meinerseits, und schon identifiziere ich ihn als *Herdenschutzhund – schliesslich hat's in der Umgebung auch Schafe. Etwas mulmig wird mir schon, weil ich spüre, dass er hier klar der Chef ist. So bleibe ich instinktiv stehen, damit er mich geruchsmässig beurteilen und einordnen kann. Er schnuppert kurz an einem Bein, an einer Hand, scheint nichts an mir auzusetzen und trottet weiter. Der Kerl ist so cool, und ich komme mir in seiner Welt ziemlich unterlegen vor.
*Sehen Herdenschutzhunde nicht eher aus wie wuschelig-kuschelige Bären oder so? Dieser da aber hat was Schlankes von einem Schäferhund an sich. Zuhause hilft mir Wikipedia: Es könnte sich um einen «Chien de Montagne de Pyrénées» handeln. Oder vielleicht doch um einen «Maremmen-Abruzzen-Schäferhund»? Und wenn nicht, dann doch halt ein «Kuvasz»? Ach, eigentlich habe ich keine Ahnung von Hunden.
Egg (19)
Was guckst du so gwündrig?
Eggstrasse (20)
War ich da nicht schon mal – siehe (12)? Spielt keine Rolle, ich muss sowieso umkehren, weil ich in die falsche Richtung galoppiert bin.
Egg / Krinau (21)
Da ist es, mein Zieldorf.
Bodenwis/Nord (22)
Komische Leute wohnen da.
Krinau Rössli (23)
Natürlich ist gerade ein Bus abgefahren, und ich muss dreiviertel Stunden warten. Damit habe ich ja gerechnet und will in einem solchen Fall eins ziehen. Voller Vorfreude auf ein hochverdientes kühles Bier fötele ich die einladende Gartenwirtschaft des Restaurants «Rössli», um das Bild dann voller Lob hier zu zeigen. Aber das tue ich jetzt z'Leid nicht: Es hat geschlossen, zu, ist verriegelt, unerreichbar sind alle Biere dieser Welt! Und das nicht für immer, nein: nur zwischen 13 und 17 Uhr, also genau in der Zeitspanne meiner Präsenz hier. Es hat keine andere Beiz in diesem elenden Kaff – äh – hübschen Dorf mit den gepflegten alten Toggenburger Häusern. Wie soll ich jetzt die Wartezeit überbrücken? Der Printlesestoff ist durch, so greife ich zum Handy und will ein bisschen im Internet was lesen. Aaah, in diesem Loch – äh – hübschen Tal gibt's keine Verbindung mit meinem Mobileprovider. So kann ich nicht mal ein Billet lösen und werde den Buschauffeur bemühen müssen. Was übrig bleibt, ist ein Spaziergang auf meinen müden Beinen durch das verschlafene Nest – äh – ach ...